Wie schon am ersten Tag der Eingewöhnung war auch am zweiten das Eis beim Minikröhnchen quasi sofort gebrochen. Er lief direkt an den Händen seiner Erzieherin mit ihr los und erkundete eine Kiste voller Schleich-Tiere. Mama? Ab und zu wurde mal geguckt ob ich noch da bin, aber dann wurde weiter gespielt.
Ich saß da, spielte mit ein paar anderen Kinder die neben mir puzzleten und fand den Anblick vom Baby in der Krippe noch immer komisch. Etwas später kam die Kitaleitung, die mir zur erneuten Schwangerschaft gratulierte und fragte, ob wir denn trotzdem das Baby in der Krippe lassen wollten. Es begann zu rattern. Eigentlich wollte ich das eben nicht. Aber das nun allein entscheiden? Nein. Erstmal wollte ich das mit David besprechen. Während ich mich unterhielt spielte das Minikröhnchen weiter fröhlich vor sich hin. Sollte ich ihm das vorenthalten? Ich sagte, dass ich auf keinen Fall den Platz für Leute, die ihn wirklich brauchen blockieren möchte und dann definitiv frei machen würde.
Auf dem Weg nach Hause wog ich ab. Klar, ihm gefiel es dort scheinbar. Aber eigentlich ist er noch viel zu klein, fand ich. Außerdem war ich eh von der Arbeit frei gestellt und war somit sowieso Zuhause. Warum also Fremdbetreuung in Anspruch nehmen, die wir eigentlich nicht brauchen? Auf der anderen Seite würde mir ein bisschen Ruhe in ein paar Monaten sicher auch ganz gut tun. Ich kam einfach zu keiner Entscheidung. Bein Bauch sagte ganz klar keine Krippe, mein Kopf hatte auch die voranschreitende Schwangerschaft und die erste Zeit mit dem Baby im Hinterkopf.
Abends unterhielt ich mich also lang darüber mit David. Und nach vielem hin und her entschieden wir uns dann dafür, das Minikröhnchen Zuhause zu lassen. Es sprach einfach so vieles dafür und ging es so viel leichter damit.
Am nächsten Tag ging es also wieder zur Krippe, wo ich dies auch schon kurz bei der Erzieherin ansprach. Später wollte noch die Leitung dazu kommen und darüber mit mir reden. Bis dahin lief alles ganz normal wie geplant. Statt im Gruppenraum ging es in den Flur, wo auch ein großes Bällebad stand. Nach dem ersten Trubel der Größeren darin, hatte auch das Minikröhnchen sichtlich viel Spaß. Er wirbelte die Bällebad umher, quietschte begeistert und wanderte anschließend mit der Erzieherin durch den Flur. Hier gab es große Spiegel, eine Wand mit Schaltern, Klingeln, Türen, Türendrückern und anderen interessanten Dingen und das Baby probierte alles aus oder sah einfach den anderen dabei neugierig zu. Es war unheimlich schön, ihn dabei zu sehen.
Dann kam die Kitaleitung, die mich auf meine Aussage vom Vortag mit dem Blockieren vom Platz ansprach. Tatsächlich ständen noch 40 Kinder auf der Warteliste und somit war die Entscheidung nur noch eindeutiger. Sie sagte, ich könne gern noch darüber nachdenken aber das brauchte ich nicht. Ich nahm das Minikröhnchen direkt raus. Die Anmeldung für den Kindergarten in zwei Jahren wollte sie direkt weiterleiten, sollten wir vorher „Bedarf“ haben, können wir auf die Warteliste rutschen. Mir fiel ein großer Stein vom Herzen.
Ich packte die Sachen zusammen, die ich schon für das Minikröhnchen in seine Boxen und Schubladen geräumt hatte, verabschiedete mich von allen, bedankte mich noch einmal und ging dann gefühlte 30 kg leichter nach Hause. Unterwegs schlief das Baby dann ein, so dass ich Zuhause noch schnell etwas für ihn zum Essen machen konnte. Und so finde ich es wunderbar. Mein Baby jeden Tag bei mir, zusammen frühstücken, zusammen Mittag essen, zusammen spielen und zusammen die Welt erkunden ❤ Vielleicht stellt sich diese Entscheidung in ein paar Monaten als Fehler heraus. Vielleicht war es aber auch das Beste, was ich machen konnte.