„Klar gehe ich so schnell wie möglich wieder arbeiten. Wahrscheinlich schon nach einem halben Jahr und nach einem Jahr dann Vollzeit.“ Ungefähr so dachte ich, bevor ich schwanger war. Das war für mich immer klar, wurde nie von mir hinterfragt. Nach einem halben Jahr von Zuhause aus in Teilzeit, warum auch nicht?
Was für mich mal alles völlig selbstverständlich war, hat sich nun aber in so vielerlei Hinsicht gedreht. Das Minikröhnchen ist gerade mal vier Monate alt und schon jetzt übermannt mich so ein beklommenes Gefühl, wenn ich daran denke ihn in acht Monaten schon in die Krippe zu geben. Acht Monate, das ist ja praktisch nichts. Und ja, mir graut es davor. In zwei Monaten wieder von Zuhause aus in Teilzeit arbeiten? Niemals! Heute frage ich mich, wie ich mir das nur jemals hatte vorstellen können. Ich möchte für mein Baby da sein und nicht pünktlich um 8 Uhr den Rechner anschmeißen und mein volles E-Mail Postfach durchwühlen. Ich möchte mir meine Zeit frei einteilen können, bei einer Festanstellung nur schwer möglich, auch im Homeoffice.
Auch die Idee, dass ich nach einem Jahr wieder Vollzeit dabei bin hat sich als Schnapsidee erwiesen. Denn mal ganz davon abgesehen, dass ich das aufgrund der Betreuungszeiten gar nicht könnte, ich will es auch gar nicht. Die Vorstellung, das Minikröhnchen für acht Stunden jeden Tag fremd betreuen zu lassen tut mir einfach weh und macht mich unglücklich. Ich denke da jetzt in erster Linie an mich und das Baby.
Früher war das anders. Früher habe ich es allen recht machen wollen. Ich saß auf Arbeit, machte kaum Pause und blieb nicht selten länger. Alles, damit ich ein braves Schäfchen war und einen guten Eindruck hinterließ. Das drehte sich zum Glück schon in der Schwangerschaft, wo ich auch ohne schlechtes Gewissen mal eine Runde durchs Gebäude drehte oder einen kurzen Moment an die frische Luft ging. Ich machte mir bewusst, dass ich jetzt nicht nur Arbeitnehmer war sondern vor allem auch Mama.
Und gestern kam dann die Mail von der Arbeit. Wie ich mir meinen Wiedereinstieg vorstelle, ich möge doch bitte bei Gelegenheit anrufen. Paff! Klar, ich hatte mir meine Gedanken dazu gemacht aber eigentlich dieses Thema immer ein bisschen vor mir her geschoben. Ich wollte einfach noch nicht daran denken. Und nun musste ich mich damit auseinander setzen, ob ich wollte oder nicht.
Also rief ich an, freute mich ein bisschen mit meiner Kollegin zu plaudern, ehe es auf das ungeliebte Thema zu ging. Ich hatte klare Vorstellungen, traute mich aber nicht so recht damit heraus. Irgendwie hatte ich das Gefühl, zu viel zu verlangen. Aber eigentlich war nur das eine Möglichkeit, mit der ich mich und ich hoffe auch das Minikröhnchen wohlfühlen könnte. Warum sollte ich das nicht einfordern? Und so platzte ich damit heraus. Ich wollte mit 25-30 Stunden einsteigen und einen Teil davon im Homeoffice arbeiten. Im Nachhinein klingt das gar nicht mehr so dramatisch, es kostete mir aber viel Überwindung. Was nun daraus wird, ist abzuwarten. Aber immerhin habe ich meine Wünsche geäußert.
Und wisst ihr was? Wenn ich dann das Minikröhnchen sehe, wie es vor sich herspielt und „Brrrrrrch“-Laute von sich gibt. Wenn ich sein wunderschönes Lächeln sehe, wenn er wach wird und mich sieht. Wenn ich das sehe, dann weiß ich, dass ich es absolut richtig gemacht habe. Dieser kleine Mensch hat mich so sehr verändert, so gut verändert. Meine Welt hat ein neues Zentrum, das ist nun mein Baby, meine kleine Familie. Was gibt es wichtigeres? Für mich nichts auf der Welt. Kein Geld der Welt könnte die Zeit gut machen, die ich mit meinem Minikröhnchen verlieren würde, würde er Vollzeit in Betreuung gehen.
Passenderweise läuft auf dem Blog Herzbauchwerk von Tanja zur Zeit eine Blogparade zum Thema Wendepunkte. Und da das ja nun eindeutig ein Wendepunkt in meinem Leben ist, hüpfe ich mit dem Beitrag gern dazu. Dort gibt es im Übrigen auch noch viele andere Beiträge von Bloggern zu dem Thema, zum Beispiel auch von Frau Sonnenschein vom Blog „Gemeinsam wachsen lernen“, die über ihre drei Wendepunkte berichtet, die sie immer stärker machten und ohne die sie jetzt nicht Mama ihres Sohnes wäre.